Rüdiger Giebler/Oscar Wippermann/Moritz Jason Wippermann
Rüdiger Giebler:
1958 in Halle (Saale) geboren
1974-1976 Lehre als Landvermesser
1980-1986 Studium an der Burg Giebichenstein- Hochschule für Kunst und Design, Halle (Saale) bei Inge Götze und Frank Ruddigkeit
1986 Diplom
seit 1986 freischaffend in Halle (Saale)
1991-1995 Leiter der „Galerie Alter Markt“ in Halle (Saale)
1997 Stipendiat der HAP Grieshaber Stiftung Reutlingen
2007 Kurator der Ausstellung „Fluchtwege“ im Künstlerhaus 188, Halle
2008 Kurator der V. Triennale Sachsen-Anhalt Süd im Schloss Moritzburg, Zeitz
2010 Stipendiat des Kunstvereins Röderhof
Moritz Jason Wippermann:
1991: geboren in Halle/Saale
2008: Abschluss der Sekundarschule
2008/2009: Ausbildung zur gestalterischen Assistentin mit Schwerpunkt Grafik bei eo plauen
2009/2010: Abschluss der Fachhochschulreife an der Gutenbergschule Leipzig
2010/2011: Auslandsjahr in Neuseeland
2012 – 2019: Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule Wismar
2016/2017: Auslandssemester in Havanna/Kuba
2017: Arbeitsaufenthalt in Riga/Lettland
2019: Arbeitsaufenthalt in Schottland
2019: Aufenthaltsstipendium in Rostock „Summer School“ bei Frida
2020/2021: Caspar David Friedrich-Stipendium
2021: Beitritt Künstlerbund Dresden
Oskar Wippermann:
1989 geboren in Ribnitz-Damgarten
1996 – 2009 Schule/Abitur
2011 – 2014 Schüler an der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule Pforzheim
Beteiligung und Ausstellungen in dem schulischen Ausstellungsprojekt „Schmückbar“
Abschluss als Staatlich geprüfter Designer im Bereich Schmuck und Gerät
2014 – 2018 Studium an der Hochschule Düsseldorf
Abschluss als Bachelor of Arts
Beteiligung an der Ausstellung „ausgezeichnet! exzellent!“
2015 beim Chemnitzer Künstlerverband eV
2017 Auslandssemester an der Akademie der Bildenden Künste in Łódź
2017 Ausstellung „Wippermann und Söhne“ in der Galerie Hinter dem Rathaus in Wismar mit Andrea Wippermann und Moritz Wippermann.
2018 Ausstellung „Wippermann und Söhne“ in der Galerie Antje Liebscher in Speyer, mit Andrea Wippermann und Moritz Wippermann.
2019 – 2021 Studium an der Hochschule Trier Campus Idar-Oberstein
Abschluss als Master of Fine Arts
Helmut Brade
Die Rede zur Ausstellungseröffnung am 08. Februar 2025:
Dass Rüdiger Giebler ein hervorragender Maler ist, sehen wir ja hier in schöner Fülle. Dass er ein hervorragender Redner ist, der jede Ausstellung mit Licht erfüllen kann, habe ich immer wieder bewundert. Es macht mich verlegen, wenn ich jetzt ein paar Worte sagen soll. Er ist kein Spezialist für die architektonische Gestaltung von Giebeln, er giebelt nicht. Er ist auch nicht ein Angler, der am schlammigen Teich geduldig wartet, bis ein Giebel anbeisst, eine Teichkarausche, dem Goldfisch verwandt, wenn auch nicht so wohlschmeckend wie ein Karpfen. Yvonne, der Burgunderprinzessin im Stück von Gombrowicz wurde eine Karausche vorgesetzt, damit sie an einer Gräte erstickt.
Am Tag des offenen Ateliers habe ich seine Werkstatt, nahe an der Burg, besucht: Giebler und Söhne, Burgstraße 60.
Eine wahrhaft hallesche Hinterhofidylle. Ateliers in zwei Ebenen, unten Bilder eines Sohnes, oben, zu erreichen über abenteuerliche Treppen, eine ehemalige Tischlerei, das Atelier von Rüdiger Giebler. Überall Bilder und Objekte, kleine Segelschiffe, Kollagen und, massenhaft, das Material für zukünftige Kunstwerke. Unten auch Holzschnitte, schwarzweiß und farbig, aus einer etwas früheren Schaffenszeit, oben, neben stark farbigen Bildern auch bemalte Porzellanvasen. Eine gegossene bauchige höhere Form, die Bemalung ohne direkte Bezugnahme zum Gefäß, eher Zeichnungen in allen Farben, gemalt auf die geschrühten Körper, nach dem Malen glasiert. Zeichnungen mit feinem Pinsel, figürlich, dekorativ, großzügig. Das ganze Umfeld so, wie man sich als Hallenser ein Pariser Atelier vorstellt, interessant, reich, voll, schön. Eine Front große Fenster, über der Staffelei ein helles Oberlicht. Malerei mit „halleschen“ Anklängen, Seestücke, Figuren am Meer; Bilder, die entstehen, offen, etwas wüst. Gar nicht „hallesch“ ist allerdings seine Farbigkeit. Er hat das schreckliche Grau nicht etwa vorsichtig mit Farbe bereichert, er hat es ganz und gar überwunden. Seine strahlenden Bilder sind reine Freude für das Auge, sie sind von großer Schönheit und mit großzügiger Frische vorgetragen, nicht kalkuliert und gebastelt, eben wirklich mit unbefangener Vitalität gemalt. Die Themen sind aus dem Leben gegriffen: Nun aber wird alles gut. In den Kulissen. Herzlichen Glückwunsch. Das Spiel. Bildhauer. Der Kuss. Das Ei. Oder: Abreise, sicherlich seewärts zur Küste, wahrscheinlich am 7. Juli 8 Uhr 33, zum Sonnenuntergang. Freizeit.
Die Kunstwerke vermitteln Freude an Farbe und Form, aber, was noch viel wichtiger ist, Freude am Leben. Das Grau ist wirklich verschwunden. Wir können glücklich sein über diesen liebenswerten „halleschen“ Maler.
Erstaunlich sind auch die Arbeiten mit Email auf Blech. Es sind originelle Bildobjekte, nun durch die besondere Umsetzung, von farbiger Tiefe und Brillanz. Fast alle aus dem Jahren 2024 und 25. Frisch, lebendig, neu.
Nun gibt es noch zwei Söhne, die heute hier ausstellen, inzwischen Persönlichkeiten mit eigener Handschrift und Kunstsprache.
Oscar Wippermann macht Schmuck. Er ist bestens ausgebildet an der Goldschmiedeschule in Pforzheim, in Trier, Düsseldorf und Idar- Oberstein. . . . nicht im halleschen Kunstsumpf. Die Stücke hier sind klein, Objekte und hauptsächlich silberne Ringe, sie sind keinesfalls nur schön. Wir sehen Totenköpfe und Piratensymbole. Er verkehrt offenbar in Kreisen der Unterwelt und schafft Identifikationsstücke für Ritter, Piraten und Rocker, die keinesfalls ästhetisch motiviert sind. Manches ist wirklich zum Fürchten, für uns, ich meine für mich, die normalen Spießbürger. Es fehlt auch nicht der Schmuck für die Piratenbräute und Burgfräuleins, der ist selbstverständlich von zarter Lieblichkeit. Alles schön.
Moritz Jason Wippermann ist ein Meister der Vielfalt. Sein Schaffensdrang ist ungeheuerlich. Der Themenreichtum allumfassend. Erstaunlicherweise scheint ihm auch die Stadt Halle zu gefallen, jedenfalls hat er in Linolschnitten und digitalen Bildern einen liebevollen Blick auf unsere Heimat geschaffen. Was seine technische Herangehensweise betrifft, kann ich nur staunen, und mich mit meinen Stiften und Pinseln scheu verstecken. Im Schaufenster verrät er seinen Schaffensprozess, es gibt tatsächlich keinen Pinsel mehr. Die Bilder werden ausgedruckt, zumeist auf Aluminium, die Perfektion ist verwirrend. Ich ahne, er kann ein Bild auch mehrfach ausdrucken. Was mag das Original sein? Vielleicht sind es die Daten, die kann man für eine Ausstellung in Mexiko durch die Luft schicken. Wie auch immer: Es sind schöne Bilder. Aber es gibt ja auch Plastiken . . . und die sind auch ausgedruckt. Hier oszilliert seine Phantasie grenzenlos, sie schließt selbst die Antike ein, die Verfremdung ist ungeheuerlich. Auch seine Titel führen in die Irre. Was man für eine Sphinx hält, heißt Herbert Phrygge, es gibt auch noch Magda Dori (ihr möchte man nicht begegnen), Erwin Golf und Sibylle Boskop. Gerade heute habe ich einen Boskop gegessen, die Verwandtschaft mit dem phantastischen 3D-Druck bleibt geheimnisvoll.
Der Zeitkunstgalerie, richtiger gesagt Jutta und Thomas Wittenbecher, muss man für diese Ausstellung danken. Der ganze Raum ist verwandelt in ein schillerndes Gesamtkunstwerk, das gute Laune macht und uns zeigt, wie Kunst heiter und erfrischend sein kann, ohne auf Tiefe und Sinn zu verzichten. Gratulation!